17.5.56

Eine Berliner Romanze (Gerhard Klein, 1956)

Eine kleine Geschichte: Junge trifft Mädchen; zuerst kann sie ihn nicht leiden; er läßt nicht locker; sie erliegt seinem forschen Charme. Eine kleine Geschichte, aber sie spielt in einer politisch geteilten Stadt. Berlin, Mitte der 1950er Jahre: Hans (Ulrich Thein) wohnt im Westen, hat keinen Job doch große Pläne im Kopf; Christel (Annekathrin Bürger) wohnt im Osten, lernt Verkäuferin im HO-Bekleidungshaus am Alex, wäre aber lieber Mannequin am Kudamm ... Nach ihrer ersten Zusammenarbeit, dem Jugendkrimi »Alarm im Zirkus«, setzen Regisseur Gerhard Klein und Autor Wolfgang Kohlhaase die Reihe ihrer neorealistisch inspirierten Berlin-Filme mit einer unprätentiösen Romanze fort: lebensnahe Szenen, stimmungsvoll fotografiert, an alltäglichen Schauplätzen, auf Höfen und in Hausfluren, in der Boxarena und im Kino, auf dem Rummelplatz und am Spreeufer. Die besonderen Lebensumstände werden ohne ideologischen Schaum vorm Mund geschildert, wenn auch der Standpunkt der Betrachtung eindeutig ist: drüben Existenzsorgen und falsche Verlockung, hüben Chancen und solidarische Gemeinschaft. Während die abgehärmte Westmutter nur schimpft und zetert, haben die streng-gerechten Osteltern (Erika Dunkelman und Erich Franz – die idealproletarischen Defa-Eheleute) außer gutgemeinten Vorwürfen auch herzliches Verständnis zu bieten. Keine Frage also, wohin der Weg des jungen Paares führen wird: »Miteinander werden sie ihren Platz finden, Uschi und Hans, mitten in unserem Leben, in dem es Arbeit gibt, Kämpfe und Liebe.«

R Gerhard Klein B Wolfgang Kohlhaase K Wolf Göthe M Günter Klück A Karl Schneider S Ursula Kahlbaum P Hans-Joachim Schoeppe D Annekathrin Bürger, Ulrich Thein, Erika Dunkelmann, Erich Franz, Marga Legal | DDR | 80 min | 1:1,37 | sw | 17. Mai 1956

# 1050 | 16. Mai 2017

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen