4.4.76

All the President’s Men (Alan J. Pakula, 1976)

Die Unbestechlichen

»Where's the goddamn story?« ruft Ben Bradlee enerviert: Auch als es seinen Reportern schon längst gelungen ist, aus dem Wirrwarr der Ereignis- und Konspirationsfäden persönliche und finanzielle Verbindungslinien zwischen Geheimdiensten, organisierter Kriminalität, Parteigruppen und allerhöchsten Staatsbehörden herauszupraktizieren, will der Chefredakteur der ›Washington Post‹ nicht an eine »Geschichte« glauben. Schlicht undenkbar scheint es ihm (und vielen anderen), das Weiße Haus könnte Zentrum und Ausgangspunkt des wohl größten politischen Skandals des 20. Jahrhunderts sein. Basierend auf dem 1974 erschienenen Bericht »All the President's Men« von Bob Woodward und Carl Bernstein (dessen Rechte Robert Redford sich bereits gesichert hatte, als die Enthüllungsarbeit gerade erst angelaufen, das Buch also noch gar nicht geschrieben war) schildert Alan J. Pakula mit geduldiger Hingabe das außerordentlich mühselige journalistische Tagwerk: das Telefonieren, das Wühlen in Archiven, das Warten in Vorzimmern, das Befragen von verstockten Zeugen, kurz: das Aufstöbern von winzigen Puzzleteilen, die sich nach und nach zu einem Bild zusammensetzen. So erweist sich der Einbruch ins Hauptquartier der Demokraten im Watergate-Komplex am Ende nur als einzelner Aspekt des zutiefst korrupten Herrschaftssystems von US-Präsident Richard ›I’m not a crook‹ Nixon. Neben der erzählerischen Präzision und der eindringlich ausgemalten Paranoia-Atmosphäre (Kameramann Gordon Willis setzt die strahlende Helligkeit der Redaktionsräume gegen das bedrohliche Dunkel der Außenwelt), ist es vor allem der charakterliche Kontrast zwischen den Protagonisten – Woodward (Redford) und seine abwägende Kühle, Bernstein (Dustin Hoffman) und seine vorpreschende Impulsivität –, der sukzessive vibrierende Spannung aufbaut, bis der Film (wie die historische Wirklichkeit) mit Nixons Rücktritt einen halbwegs glücklichen Ausgang nimmt.

R Alan J. Pakula B William Goldman V Bob Woodward, Carl Bernstein K Gordon Willis M David Shire A George Jenkins S Robert L. Wolfe P Walter Coblenz D Robert Redford, Dustin Hoffman, Jack Warden, Jason Robards, Martin Balsam, Hal Halbrook | USA | 138 min | 1:1,85 | f | 4. April 1976

# 973 | 6. Oktober 2015

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