14.11.68

Die Toten bleiben jung (Joachim Kunert, 1968)

Kurz nach der Novemberrevolution wird ein junger Kommunist von reaktionären Freikorpsoffizieren »auf der Flucht« erschossen. Der Film verfolgt – basierend auf einem Roman von Anna Seghers – in sorgfältig gearbeiteten Parallelmontagen die Schicksale der Mörder sowie der Kameraden und Hinterbliebenen des Opfers (insbesondere seines nachgeborenen Sohnes) durch Weimarer Republik und »Drittes Reich« bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs. Joachim Kunert kondensiert die 700-seitige Vorlage, eine gesellschaftliche Gesamtschau und Epochendiagnose im Sinne des sozialistischen Realismus, dramaturgisch geschickt zu einem schlaglichtartigen Bilderbogen, der in pointierten Szenen (und offener Parteilichkeit) den Untergang einer herrschenden Klasse und die verlustreiche Heraufkunft ihrer Nachfolger darstellt. Die radikale Verknappung des Stoffs läßt die zahlreichen miteinander verknüpften Figuren freilich zu repräsentativen Typen schrumpfen, deren Handlungen an keiner Stelle persönlicher Motivation sondern ausschließlich einer zwangsläufigen historischen Mechanik folgen.

R Joachim Kunert B Christa Wolf, Ree von Dahlen, Günter Haubold, Gerhard Helwig, Joachim Kunert V Anna Seghers K Günter Haubold M Gerhard Wohlgemuth A Gerhard Helwig S Christa Helwig P Bernhard Gelbe D Barbara Dittus, Günter Wolf, Klaus-Peter Pleßow, Dieter Wien, Kurt Böwe | DDR | 112 min | 1:2,35 | sw | 14. November 1968

# 974 | 4. November 2015

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