16.12.64

The Disorderly Orderly (Frank Tashlin, 1964)

Der Tölpel vom Dienst

»Don’t try so hard!« Weil Arztsohn Jerome Littlefield (Jerry Lewis) zu empathisch auf Krankheit und Leid reagiert, kann er selbst nicht Doktor werden; er schlägt sich (und andere) ersatzweise als Pfleger durch, wobei aus seiner psychischen Verklemmung ein geradezu apokalyptisches Helfersyndrom entspringt … Es dauert ein Weilchen, bis es Frank Tashlin gelingt, den Hauptdarsteller halbwegs zu disziplinieren, dessen hysterischen Hang zu ichsüchtiger Grimassenschneiderei sowie beliebigen Slapstickdarbietungen in den Griff zu bekommen, um so etwas wie Richtung und Rhythmus einer Story zu generieren, einer Story, die zunächst Blindheit und Hypochondrie, dann das Freimachen von zwanghaften Blockaden und den Aufbruch zu neuen (romantischen wie beruflichen) Ufern ins Bild setzt. Andererseits pfeift Tashlin selbst immer wieder fröhlich auf Erzähldisziplin, klopft Situationen nur allzugern auf ihre absurden filmischen Möglichkeiten ab: Fernsehschnee weht wie ein Blizzard durch ein Krankenzimmer, ein Ganzkörperverband erweist sich als leere Gipshülle, ein gebrochener Knöchel schwillt an wie ein Luftballon. Das wahnsinnige Finale vereint alle Beteiligten in einer furiosen Verfolgungsjagd, hügelauf und hügelab: Mediziner und Patienten, in Rettungsfahrzeugen und auf Rollbahren, Liebende und Geliebte, zwischen Mülltonnen, Einkaufswagen und Konservendosen.

R Frank Tashlin B Frank Tashlin, Norm Liebman, Ed Haas K W. Wallace Kelley M Joseph J. Lilley A Hal Pereira, Tambi Larsen S John Woodcock P Paul Jones D Jerry Lewis, Glenda Farrell, Susan Oliver, Karen Sharp, Kathleen Freeman, Everett Sloane | USA | 89 min | 1:1,85 | f | 16. Dezember 1964

# 785 | 28. Oktober 2013

2 Kommentare:

  1. Man merkt halt gelegentlich, dass Tashlin einer der wenigen Spielfilm-Regisseure war, die vom Zeichentrickfilm kamen.

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    1. Das stimmt wohl. Um so enttäuschter war ich von Brad Birds erstem (recht banalen) Spielfilm … Allerdings gibt es Stimmen, die anmahnen, man dürfe Tashlins inszenatorische Qualität nicht allein aus seiner Vorgeschichte als Cartoon-Regisseur herleiten. Habe mir gerade das diesbezügliche Buch »Tashlinesque« von Ethan de Seife (Welcher Gott denkt sich solche Namen aus?) bestellt und bin gespannt.

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