12.10.67

Wenn es Nacht wird auf der Reeperbahn (Rolf Olsen, 1967)

»Dieser Film ist ein Tatsachenbericht. Er schildert Begebenheiten der jüngsten Zeit.« Kiez-Reporter Danny Sonntag (Erik Schumann) auf der Spur einer brandheißen Story: Jungs aus gutem Hause (unter ihnen Fritz Wepper) versorgen bemittelte ältere Lustmolche mit Partyspaß und flotten Bienen, wobei die Mädchen unter Zuhilfenahme von selbstdestilliertem LSD gefügig gemacht werden, was wiederum nicht ohne gelegentliche (tödliche) Reibungsverluste abgeht. Väter und Söhne zwischen Elbchaussee und Großer Freiheit – in der Hamburger Gesellschaft bleiben das Verlangen in der Familie und der Generationenkonflikt eine Sache des Geschäfts … Rolf Olsen (der in einer markanten Nebenrolle als unsentimentaler Arzt im Hafenkrankenhaus auftritt) erzählt zügig und effizient, dabei streng pseudoauthentisch und vergnügt doppelmoralisch von netten Ganoven und eiskalten Rebellen, läßt Titten hüpfen und Messer blitzen wie ein gewiefter Boulevardjournalist, springt wendig aus dem Puff ins Polizeipräsidium, von der Luxusyacht auf den Schulhof, aus der Unternehmervilla ins Bumslokal. Die Männer in diesem herzlich-harten St.-Pauli-Nachtstück sind brutal oder geil oder sensibel (oder alles zusammen), die Frauen sind naiv oder berechnend oder willig (oder alles zusammen), und das Verbrechen ist die unvermeidliche Zivilisationskrankheit dieser besten aller käuflichen Welten, in der die wahren Monster niemals auf die Titelseite geknallt werden.

R Rolf Olsen B Rolf Olsen K Franz X. Lederle M Erwin Halletz A Günther Kob S Renate Willeg P Heinz Willeg D Erik Schumann, Fritz Wepper, Jürgen Draeger, Konrad Georg, Marianne Hoffmann | BRD | 98 min | 1:1,66 | f | 12. Oktober 1967

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