29.12.47

The Paradine Case (Alfred Hitchcock, 1947)

Der Fall Paradin

Der Londoner Anwalt Anthony Keane (gipsern: Gregory Peck), verheiratet mit einer gefügigen Blondine (wächsern: Ann Todd), verfällt mit Haut und Perücke einer fatalen Brünetten, deren Verteidigung in einem Mordfall er übernimmt. Ob Maddalena Paradine (stählern: Alida Valli) ihren blinden Gatten durch Beimischung von Gift in ein abendliches Glas Burgunder um die Ecke gebracht hat, oder ob dessen ergebener Bursche (marmorn: Louis Jourdan) seinem Herrn beim Suizid zur Hand ging, oder ob es vielleicht ganz anders war, machen Autorenproduzent David O. Selznick und sein ausführender Regisseur Alfred Hitchcock zum Untersuchungsgegenstand einer zähen Gerichtsverhandlung; als einzig unterhaltsames Moment erweist sich dabei der misanthropische Sarkasmus des Vorsitzenden Lord Horfield (steinern: Charles Laughton), der Strafe für einen wesentlichen Faktor unserer Weltordnung hält. »Doesn’t life punish us enough?« fragt die etwas tüdelige Ehefrau des Richters ihren strengen Mann nach dem Ende des Prozesses, und es scheint, als hätte sie mit ihrer Überlegung auch die Zuschauer dieses (delikat fotografierten, großzügig ausgestatteten und haltlos geschwätzigen) Justizfilmes im Sinn, der weder als Thriller noch als Melodram und ebensowenig als Traktat über Schuld und Sühne überzeugt.

R Alfred Hitchcock B David O. Selznick, Alma Reville V Robert Hichens K Lee Garmes M Franz Waxman A J. McMillan Johnson Ko Travis Banton S John Faure P David O. Selznick D Gregory Peck, Alida Valli, Ann Todd, Charles Laughton, Louis Jourdan, Charles Coburn | USA | 125 min | 1:1,37 | sw | 29. Dezember 1947

# 1039 | 20. Dezember 2016

2 Kommentare:

  1. Genauso habe ich den auch in Erinnerung, wobei erschwerend hinzukommt, dass ich die Dialoge zwischen Peck und Todd nicht nur viel zu langatmig, sondern auch recht moralinsauer fand. Wobei sich das aber auf die deutsche Synchro bezieht, das Original kenne ich nicht. Trotz der in der Tat erfrischend unterhaltsam-zynischen Dialoge zwischen Laughton und seiner Film-Frau und der noir-getränkten Bilder ein schwächerer Hitchcock.

    Mal sehen, was er selbst dazu meint. Ich lese gerade Hitchcock/Truffaut, bin aber noch nicht soweit gekommen.

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    1. Hitchcock war auch nicht besonders glücklich mit dem Ergebnis. Vor allem Selznicks Arbeitsweise, das Buch von Drehtag zu Drehtag zu schreiben, hat ihn wohl zielich frustriert.

      Im übrigen: Frohes Fest!

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