27.5.67

Belle de jour (Luis Buñuel, 1967)

Belle de Jour – Schöne des Tages 

»A quoi penses-tu, Séverine?« Nun, offen gesagt denkt sie daran, von zwei Kutschern ausgepeitscht und vergewaltigt zu werden, während ihr Mann dabei zusieht. Séverine (Catherine Deneuve), großbürgerliche Pariser Ehefrau, von guter Erziehung und gesellschaftlicher Norm in ein strenges Verhaltenskorsett gezwängt, sucht ihre masochistischen Triebphantasien zu realisieren, indem sie sich allnachmittags in einem maison de passe prostituiert … Luis Buñuel eröffnet mit »Belle de jour« sein streng-verspieltes Spätwerk: In hellen, schnörkellosen Bildern (in der Art einer kinematographischen ligne claire) und unter fast vollständigem Verzicht auf musikalische Akzentuierung wird die Trennung von »Wirklichkeit« und »Imagination« aufgehoben. Der hohe ästhetische und intellektuelle Reiz der künstlerischen Methode liegt im Kontrast zwischen strikter Kontrolle (der visuellen Kompositionen, der präzisen Gesten und Bewegungen aller Akteure) und lustvoller Willkür (des assoziativen Erzählens, der abrupten Stimmungs- und Themenwechsel) – Kino als geistreich-verrätselter pas de deux von Über-Ich und Es.

R Luis Buñuel B Luis Buñuel, Jean-Claude Carrière V Joseph Kessel K Sacha Vierny A Robert Clavel S Louisette Hautecœur P Raymond Hakim, Robert Hakim D Catherine Deneuve, Jean Sorel, Michel Piccoli, Geneviève Page, Pierre Clémenti | F & I | 101 min | 1:1,66 | f | 27. Mai 1967

25.5.67

The Vengeance of Fu Manchu (Jeremy Summers, 1967)

Die Rache des Dr. Fu Man Chu

»World domination? That means Fu Manchu!« Ein Film über Vergeltungsgelüste und über Organisationsstrukturen in einer sich dramatisch wandelnden Welt. Fu Manchu, der sein Hauptquartier in der nordchinesichen Provinz aufgeschlagen hat, schwört blutige Rache an seinem hartnäckigsten Gegner, dem britischen Ordnungshüter Nayland Smith. Gleichzeitig formieren sich zwei antagonistische Interessengemeinschaften: Auf der einen Seite bilden die nationalen Sicherheitskräfte eine globale Polizeibehörde (genannt: »Interpol«) zur vereinten Bekämpfung des weltweiten Verbrechens, welches auf der anderen Seite im Begriffe steht, sich unter einem gemeinsamen Führer (wem wohl?) zusammenzuschließen, um im Kollektiv vernichtende Schlagkraft zu gewinnen. Fu Manchu, das kriminelle Superhirn, das seine asiatischen Zerstörungstaten als »work of infinite pleasure« bezeichnet, plant, die Polizeichefs aller Staaten gegen hypnotisierte Doppelgänger auszutauschen, die ihrerseits brutale Straftaten verübten, wodurch sich das Gesetz gleichsam selbst untergrübe … Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht? Zum ersten Opfer ist kein anderer als Nayland Smith auserkoren, und in schöner Serientradition muß ein durch Bedrohung seiner Tochter gefügig gemachter westlicher Spezialist widerwillige Hilfsdienste leisten. Von Jeremy Summers professionell aber weitgehend ohne schöpferische Inspiration eingerichtet, läuft das Schurkenstück mit ein paar dezent-grausamen Einlagen auf das planmäßige Finale zu: Fu Manchus ehrgeizige Ideen verpuffen ebenso wie sein palastartiges Befehlszentrum, und durch quellende Rauchschwaden klingt das vertraute Schlußwort: »The world shall hear from me again.«

R Jeremy Summers B Peter Welbeck (= Harry Alan Towers) V Sax Rohmer K John von Kotze M Malcolm Lockyer A Scott MacGregor, Peggy Gick S Allan Morrison P Harry Alan Towers D Christopher Lee, Douglas Wilmer, Wolfgang Kieling, Horst Frank, Tsai Chin | UK & BRD | 91 min | 1:1,66 | f | 25. Mai 1967

# 866 | 22. Mai 2014