5.2.58

The Quiet American (Joseph L. Mankiewicz, 1958)

Vier Pfeifen Opium

»Sooner or later, one has to take sides.« Ein geopolitisches Melodram, angesiedelt im Saigon des Jahres 1952. Kommunistische Rebellen kämpfen gegen französische Kolonialisten. Der (ehelich gebundene) britische Auslandskorrespondent Fowler (Michael Redgrave), ein (scheinbar) kaltblütiger Beobachter des zunehmend blutigen Kriegsgeschehens, lebt im Konkubinat mit der Vietnamesin Phuong (Georgia Moll); um die junge Frau wirbt auch ein namenloser (und lediger!) amerikanischer Idealist (Audie Murphy), der die indochinesischen Verhältnisse in freiheitlich-westlichem Sinn zu bessern trachtet. Joseph L. Mankiewicz’ (sehr) freie Bearbeitung eines Romans von Graham Greene veranschaulicht den Vietnam-Konflikt anhand eines amourösen Dreiecksverhältnisses: die eine Seite (Fowler) verkörpert Indifferenz, Zynismus, Vergangenheit, die andere (der »stille« Amerikaner) steht für Gewißheit, Überzeugung, Zukunft, dazwischen bewegt sich der Spielball der Interessen (Phuong als Personifizierung des vietnamesischen Volkes). Zwar verbiegt Mankiewicz Greenes dezidiert amerikakritische Parabel in proamerikanische Gesinnungswerbung, dabei zeichnet er allerdings das faszinierende Bild eines intellektuellen Rationalisten, der von seinen hochkochenden Emotionen zu überraschend irrationalem Handeln getrieben wird.

R Joseph L. Mankiewicz B Joseph L. Mankiewicz V Graham Greene K Robert Krasker M Mario Nascimbene A Rino Mondellini S William Hornbeck P Joseph L. Mankiewicz D Michael Redgrave, Audie Murphy, Georgia Moll, Claude Dauphin, Fred Sadoff | USA | 120 min | 1:1,66 | sw | 5. Februar 1958

# 993 | 10. April 2016