22.12.49

D.O.A. (Rudolph Maté, 1949)

Opfer der Unterwelt

Ein Mann stapft durch die endlosen Flure des Polizeipräsidiums von Los Angeles – geradewegs ins Büro der Mordkommission. »I want to report a murder.« – »Who was murdered?« – »I was.« Und mit letzter Kraft schildert der lebende Tote das Verbrechen, dem er anheimgefallen ist ... »Rasch tritt der Tod den Menschen an, / Es ist ihm keine Frist gegeben.« Keine – oder nur eine kurze: »A day, two days, a week at the most.« Frank Bigelow (Edmond O’Brien), Wirtschaftsprüfer aus dem kalifornischen Städtchen Banning, stürzt im Urlaub, beim Besuch des Nachtclubs »The Fisherman« in San Francisco, aus der Bahn. Wilder Jive, der begehrliche Blick auf eine Blondine, ein unbemerkt vertauschter Drink. Das Unwohlsein am Morgen danach erweist sich als Symptom einer tödlichen Vergiftung. Bigelow (Regisseur Rudolph Maté zeigt ihn als Mann, der sich dem Ernst des Lebens bislang gerne entzog, der die ihm ergebene Freundin immer wieder auf später, demnächst, irgendwann vertröstete) rast nach der Diagnose wie ein Irrer durch die quirlige Stadt, als könnte er vor seinem Schicksal davonlaufen, und plötzlich erscheint die ganze menschliche Geschäftigkeit wie der verzweifelter Versuch, dem Unausweichlichen zu entfliehen. Im Bemühen, die Hintergründe der Tat zu erhellen, trifft das Opfer (angstfrei aber schmerzgeplagt) auf verhängnisvolle Frauen, skrupellose Geschäftsleute, einen sadistischen Killer (denkwürdig: Neville Brand). Das Motiv, das enthüllt wird, erweist sich als so banal wie ein zweitklassiger Krimiplot, der Grund, warum Bigelow sterben muß, ist so gut oder schlecht wie jeder andere. Der Titel des Films (D.O.A .= dead on arrival) läßt von Anfang an keinen Zweifel über den Ausgang der Geschichte – ein entsprechender Stempel quittiert abschließend die kafkaeske Ironie dieses archetypischen Noir-Thrillers.

R Rudolph Maté B Russell Rouse, Clarence Greene K Ernest Laszlo M Dimitri Tiomkin A Duncan Cramer S Arthur H. Nadel P Leo C. Popkin D Edmond O’Brien, Pamela Britton, Luther Adler, Beverly Campbell, Neville Brand | USA | 84 min | 1:1,37 | sw | 22. Dezember 1949

# 1095 | 31. Januar 2018

8.12.49

On the Town (Stanley Donen & Gene Kelly, 1949)

Heut’ gehn wir bummeln

»New York, New York, a wonderful town. / The Bronx is up and the Battery down.« Drei Matrosen auf Landgang: einen Tag lang, von sechs Uhr morgens bis sechs Uhr morgens, sind sie unterwegs in der erstaunlichsten Stadt des Universums. Zu Beginn klappern Gabey (Gene Kelly), Chip (Frank Sinatra) und Ozzie (Jules Munshin) in einer rasanten, on location gedrehten Montagenummer singend und tanzend die Sehenswürdigkeiten der Metropole ab – dann geht es um das eigentliche Ziel der (von Leonard Bernstein in Töne gesetzten) 24-Stunden-Expedition: »Somewhere in the world there’s a right girl for every boy.« Ein schnippisches Showgirl, eine forsche Taxifahrerin, eine überdrehte Anthropologin erregen die Aufmerksamkeit der Seeleute, deren Liebeswerben, -zagen, -taumeln das Regieduo Kelly/Donen und das Autorenpaar Comden/Green in ihrer ersten komödiantisch-musikalischen Zusammenarbeit (der zwei weitere folgen werden) mit unbeschwerter Ironie und Begeisterung für die irdischen und himmlichen Wunder des Großstadtbetriebs verfolgen. »The people ride in a hole in the ground. / New York, New York, it’s a wonderful town!«

R Gene Kelly, Stanley Donen B Betty Comden, Adolph Green K Harold Rosson M Leonard Bernstein, Roger Edens A Cedric Gibbons, Jack Martin Smith S Ralph E. Winters P Arthur Freed D Gene Kelly, Frank Sinatra, Jules Munshin Vera-Ellen Ann Miller Betty Garrett | USA | 98 min | 1:1,37 | f | 8. Dezember 1949

# 1152 | 10. März 2019

6.12.49

Rendez-vous de juillet (Jacques Becker, 1949)

Jugend von heute

Ein Gruppenbild, eine Momentaufnahme, das Porträt eines Freundeskreises in der Probezeit fürs Leben. Jacques Becker folgt seinen quirligen Protagonisten – einer Clique von Schauspielschülerinnen und -schülern, einem angehenden Dramatiker, dessen erstes Stück aufgeführt wird, einem diplomierten Kameramann (Maurice Ronet), der mangels adäquater Jobs in einem Jazzklub Trompete bläst, einem leidenschaftlichen Ethnologiestudenten (Daniel Gélin), der von Pontius zu Pilatus läuft, um eine Filmexpedition nach Zentralafrika zu organisieren – schnellen Schnittes durch das Paris des Nachkriegs, in Kellerlokale und Dachstuben, in Theater und Hörsäle, gelegentlich auch in die Wohnungen und Geschäfte der nicht mehr ganz zeitgemäßen Eltern. So wie die impressionistisch-episodenhafte Erzählung zwischen den Tonlagen schwebt – dramatische Romanze, romantische Komödie, komisches Drama –, bewegen sich auch Lucien, Thérèse, Roger, Christine, Pierrot und die anderen in einem (noch) unbestimmten Raum, zwischen Jugend und Erwachsensein, zwischen Scherz und Ernst, zwischen großen Illusionen und den Spielregeln der Gesellschaft.

R Jacques Becker B Jacques Becker, Maurice Griffe K Claude Renoir M Jean Wiener A Robert Jules-Garnier S Marguerite Renoir P René Gaston Vuattoux D Daniel Gélin, Brigitte Auber, Nicole Courcel, Pierre Trabaud, Maurice Ronet | F | 112 min | 1:1,37 | sw | 6. Dezember 1949

# 1113 | 22. Mai 2018

4.11.49

Unser täglich Brot (Slatan Dudow, 1949)

Das (harte) Brot der frühen (Nachkriegs-)Jahre aus sozialistischer Sicht: Karl Webers (Paul Bildt), ehemals Kassenverwalter der im Bombenhagel untergegangenen Maschinenfabrik Renner & Co., betrachtet die Aufbaubemühungen der Aktivisten einer neuen Zeit mit kleinbürgerlicher Skepsis: ohne das Geld der alten Konzernherren werde es nicht klappen. Während der bessere Teil des Nachwuchses (sehr zum Mißfallen des Vaters) trotz aller Unbill zukunftsfroh in die Hände spuckt, um Schutt fortzuräumen und das Volkseigentum zu mehren, enden die Verwöhnten und Larmoyanten als lausige Schieber oder billige (Ami-)Flittchen … Zur kampfesfreudigen Musik von Hanns Eisler entspinnt Slatan Dudow (mit »Kuhle Wampe« einst ein Pionier das proletarischen Propagandafilms) einen politisch-didaktischen Familienroman, der mit Schematismus nicht geizt, jenseits der gestanzten Agitationsdialoge die Zeitstimmung jedoch in durchaus einprägsamen Genrebildern einfängt. Das (noch nicht wieder all-)tägliche Brot dient dabei, dramaturgisch geschickt eingesetzt, als eine die zwischenmenschlichen Beziehungen beschreibende Metapher sowie als konkretes Handlungsobjekt (das auch die finale Wandlung des störrischen Alten bringt).

R Slatan Dudow B Slatan Dudow, Hans-Joachim Beyer, Ludwig Turek K Robert Baberske M Hanns Eisler A Wilhelm Vorweg, Alfred Schulz S Margarete Steinborn P Fritz Klotzsch D Paul Bildt, Harry Hindemith, Paul Edwin Roth, Inge Landgut, Viktoria von Ballasko | DDR | 105 min | 1:1,37 | sw | 4. November 1949

6.10.49

The Heiress (William Wyler, 1949)

Die Erbin

»Can you be so cruel?« – »Yes, I can be very cruel. I have been taught by masters.« Gnadenlos-präzise Etüde über Gefühlskälte und Lieblosigkeit nach Henry James, angesiedelt im New York des 19. Jahrhunderts: Ralph Richardson als reicher, intelligenter Misanthrop und Menschenkenner, dem vor Jahren die schöne, weltgewandte Frau starb; geblieben ist ihm ein in seinen Augen linkisches Mauerblümchen von Tochter (Olivia de Havilland), deren einziges Talent im Anfertigen von Stickbildern zu liegen scheint. Als eines Tages ein gutaussehender Mann (Montgomery Clift) auftaucht und um die Hand der jungen Frau (und Erbin) anhält, wittert der Vater den Vorrang pekuniärer Interessen vor romantischen Empfindungen – und er stellt die Liebe (wenn es denn eine sei) auf die Probe … »The Heiress« könnte auch ganz einfach »Money« heißen, bietet der Film doch gestochen scharfe Portraits von Menschen, die unter der Herrschaft des Geldes leben (müssen) und, ob vermögend oder nicht, zu seinen Kreaturen werden. Ein anderer möglicher Titel wäre »The House«: der vornehme Wohnsitz am Washington Square (Bauten: Harry Horner), wo das Drama – in dem kein lautes Wort fällt und kaum je eine Träne verdrückt wird – vonstatten geht, hat für die Hauptakteure jeweils existenzielle, wenn auch unterschiedliche Bedeutung: Festung für den einen, Traumschloß für den anderen, Gefängnis für die nächste. William Wylers Inszenierung führt die drei Haltungen (und die damit verbundenen Perspektiven auf das Leben) kristallklar und unerbittlich parallel.

R William Wyler B Ruth Goetz, Augustus Goetz V Henry James K Leo Tover M Aaron Copland A Harry Horner S William Hornbeck P William Wyler D Olivia de Havilland, Montgomery Clift, Ralph Richardson, Miriam Hopkins, Vanessa Brown | USA | 115 min | 1:1,37 | sw | 6. Oktober 1949

16.9.49

Rotation (Wolfgang Staudte, 1949)

Wie konnte es soweit kommen? Berlin, April 1945. Ein Mann betrachtet die Wand seiner Gefängniszelle. In den Putz sind die Namen von Insassen geritzt, die hingerichtet wurden: Franzosen, Polen, Italiener, Holländer, Deutsche. Der Mann wird wohl der nächste sein, der stirbt. Zwanzig Jahre zuvor liebt der Mann eine Frau. Sie heiraten, obwohl die Zeiten schlecht sind. Sie bekommen einen Sohn. Hitler wird Reichskanzler. Der Mann bekommt Arbeit in einer Druckerei. Die Nazis sind ihm nicht sympathisch. Aber was hilft es? Eines Tage hängt das Führerbild über dem Eßtisch, steckt das Parteiabzeichen am Revers, werden die jüdischen Nachbarn abgeholt, fallen die Stadt, das Land, die Welt in Trümmer. Frei vom Gestus der Anklage porträtiert »Rotation« einen Menschen wie du und ich, einen, der sich um Politik nicht kümmern will, der wegsieht, der hinnimmt, der nachgibt – bis er, im Moment der Wahrheit, vor dem Resultat seines (un-)politischen Handelns steht: dem eigenen Sohn, der ihn verrät. Regisseur Wolfgang Staudte weiß, wovon er spricht; auch er hat im »Dritten Reich« Kompromisse gemacht, weil er leben, weil er überleben wollte, und so verhandelt er Schuldfragen, ohne ein vorschnelles Urteil zu fällen. In finsteren Bildern, die immer wieder von Gitterstäben zerschnitten werden, und mittels gekonnter filmerzählerischer Verknappungen der katastrophalen Weltgeschichte macht Staudte das Exemplarische eines individuellen Schicksals deutlich, wobei er bei aller Sachlichkeit der realistischen Darstellung große emotionale Wirkung erzeugt.

R Wolfgang Staudte B Wolfgang Staudte, Erwin Klein, Fritz Staudte K Bruno Mondi M H. W. Wiemann A Willy Schiller S Lilian Seng P Herbert Uhlich D Paul Esser, Irene Korb, Karl-Heinz Deickert, Reinhold Bernt, Werner Peters | D (O) | 84 min | 1:1,37 | sw | 16. September 1949

# 1023 | 26. August 2016

13.9.49

Banshun (Yasujiro Ozu, 1949)

Später Frühling

Die Tochter ist fort.
Ihr Vater weint lächelnd und
schält eine Birne.

R Yasujiro Ozu B Kogo Noda, Yasujiro Ozu V Kazuo Hirotsu K Yuharu Atsuta M Senji Ito A Tatsuo Hamada S Yoshiyasu Hamamura P Takeshi Yamamoto D Chishu Ryu, Setsuko Hara, Yumeji Tsukioka, Haruko Sugimura | JP | 108 min | 1:1,37 | sw | 13. September 1949

31.8.49

The Third Man (Carol Reed, 1949)

Der dritte Mann

Der Tod, das muß ein Wiener sein. Oder ein nach Wien Zugereister. Einer wie Harry Lime. Orson Welles spielt ihn als liebenswert-eloquenten Schurken, dem man trotz seiner Amoralität und der Leichen, die an seinem Weg liegenbleiben, kaum böse sein mag. Denn warum sollte er besser sein, als die (Nachkriegs-)Ära, in die es ihn geworfen hat? »Nobody thinks in terms of human beings. Governments don’t. Why should we? They talk about the people and the proletariat, I talk about the suckers and the mugs – it’s the same thing. They have their five-year-plans, so have I.« In ihrem verkanteten Klassiker (Kamera: Robert Krasker) nehmen Graham Greene (Buch) und Carol Reed (Regie) die Ruinen von Wien als expressives Bild der ethischen Verwahrlosung, die Völkermord und Weltenbrand hinterlassen haben. Zwischen den Trümmern fretten sich Lime und seine Spießgesellen Popescu (Siegfried Breuer), Baron Kurtz (Ernst Deutsch) und Dr. Winkel (Erich Ponto) ohne Gewissenspein durch die Zeitläufte. Die halsstarrige Naivität von Harrys Freund (?) Holly (Joseph Cotten), der den menschlichen Bankrott seines alten Kumpels partout nicht wahrhaben will, ist dabei nur die andere Seite der schmutzigen Medaille. Die Geschichte – in der (natürlich) auch eine Frau (schön und traurig: Alida Valli) eine nicht unwesentliche Rolle (zwischen den Freunden und zwischen den Fronten) spielt – endet ohne eine Moral zu hinterlassen am einzig passenden Ort: in einer Kloake. Ein kurzes Nachspiel auf dem Friedhof (!) entläßt den Zuschauer in die triste Wirklichkeit. Besonders einprägsam wird »The Third Man« durch die Zither von Anton Karas, der die alteuropäisch-wienerische Walzer- und Heurigenseligkeit zu einer Erinnerung an niegewesene bessere Zeiten werden läßt.

R Carol Reed B Graham Greene K Robert Krasker M Anton Karas A Vincent Korda S Oswald Hafenrichter P Carol Reed, Alexander Korda, David O. Selznick D Joseph Cotten, Alida Valli, Orson Welles, Trevor Howard, Paul Hörbiger | UK | 104 min | 1:1,37 | sw | 31. August 1949

25.8.49

Madame Bovary (Vincente Minnelli, 1949)

Madame Bovary und ihre Liebhaber

»All she wanted was everything.« Die von haltloser Schnulzenlektüre und schulmädchenhaften Illusionen geschürte Sehnsucht nach Romantik, Luxus und Ausgefallenheit treibt eine provinzielle Arztgattin (Jennifer Jones) ins amouröse und finanzielle Desaster; ihr liebevoll-tumber Ehemann (Van Heflin) kann dem prunkvoll-verzweifelten Absturz nur hilflos zusehen, um schließlich mit ins Verderben gerissen zu werden. Vincente Minnelli besprüht den stählernen Mattglanz der Flaubertschen Sachlichkeit zwar mit reichlich MGM-Glimmer – insbesondere die Stofferuptionen des Kostümbildes von Walter Plunkett verorten »Madame Bovary« eher in der traumfabrizierten Überwelt Hollywoods denn im französischen Hinterland des 19. Jahrhunderts –, und doch (oder vielleicht gerade deshalb) gelingt ihm eine plausible Studie des Konflikts zwischen inneren (mediengenerierten) Wunschwelten und der im Vergleicht mit den Trugbildern geradezu zwangsläufig enttäuschenden, trivial erscheinenden Wirklichkeit. »Is it a crime to want things to be beautiful?«

R Vincente Minnelli B Robert Ardrey V Gustave Flaubert K Robert Planck M Miklós Rózsa A Cedric Gibbons, Jack Martin Smith S Ferrs Webster P Pandro S. Berman D Jennifer Jones, Van Heflin, Louis Jourdan, Christopher Kent (= Alf Kjellin), James Mason | USA | 114 min | 1:1,37 | sw | 25. August 1949

19.8.49

I Was a Male War Bride (Howard Hawks, 1949)

Ich war eine männliche Kriegsbraut

»You'll think I'm a bride but actually I'm a husband.« Zwei wie Hund (Cary Grant) und Katz (Ann Sheridan): Ein französischer Capitaine und ein weiblicher amerikanischer Lieutenant auf gemeinsamer alliierter Mission durch das besetzte Nachkriegsdeutschland. Auf der holperigen Fahrt von Heidelberg nach Bad Nauheim (im Motorrad mit Beiwagen!) versuchen der blasierte Offizier und die neckische Offizierin ihre gegenseitige tiefe Zuneigung sowohl vor sich als auch vor dem Publikum geheimzuhalten – bis (im Heuschober!) endlich die Liebe durch den Uniformpanzer bricht. Eine lange Reihe, von Howard Hawks mit stoischer Gelassenheit inszenierter, amüsant-konfuser Eskapaden (in denen die Geschlechterrollen immer wieder durcheinandergeraten) wird – nach halsbrecherischer Flußfahrt, schlaflosen Nächten, bürokratischem Irrsinn – von Grants burschikosem War-Bride-Drag-Auftritt mit Original-Pferdeschweif-Perücke gekrönt … Die On-Location-Kamera von Norbert Brodine (der zuvor diverse Semi-Doku-Thriller für Henry Hathaway fotografierte) sammelt während der Screwball-Reise bemerkenswerte Impressionen zerbombter Großstädte und zeigt, ganz ohne Heimatschnulz, Bilder eines alten Deutschland – seiner beschaulichen kleinen Ortschaften, seiner idyllischen Natur –, Ansichten eines Landes, das schon bald im Hochbetrieb des Wirtschaftswunders verschwinden wird.

R Howard Hawks B Charles Lederer, Leonard Spigelglass, Hagar Wilde V Henri Rochard K Norbert Brodine, Osmond Boradaile M Cyril Mockridge A Albert Hogsett, Lyle Wheeler S James B. Clark P Sol C. Siegel D Cary Grant, Ann Sheridan, Marion Marshall, Randy Stuart, Bill Neff | USA | 105 min | 1:1,37 | sw | 19. August 1949

2.7.49

The Fountainhead (King Vidor, 1949)

Ein Mann wie Sprengstoff

Ayn Rand – Ikone der Ultraliberalen und Anarcho-Kapitalisten –, die nach ihrem gleichnamigen Bestseller das Drehbuch zu diesem wuchtigen Film schrieb, stellte in ihrem Denken den Einzelnen ohne Wenn und Aber über die Gemeinschaft, die individuelle Schöpferkraft über den Kompromiß; Altruismus und solidarisches Verhalten bedeuten für sie nichts anderes als kollektivistische Versklavung. In »The Fountainhead«, einer (ziemlich unterhaltsamen) Mischung aus Schnulze und Ideendrama, exemplifiziert Regisseur King Vidor Rands Thesen anhand der Figur des genialen Architekten Howard Roark (nußknackerhaft gespielt von Gary Cooper), dessen bedingungslos moderne Ideen von einer neidischen, parasitenhaften und gleichmacherischen Öffentlichkeit aufs Heftigste bekämpft werden. Es gibt wohl keinen anderen Hollywood-Film, der so wutschnaubend über den stumpfsinnigen Pöbel (und damit über das eigene Publikum) herfällt wie dieser. »The Fountainhead« ist blanker Agitprop für Ichbezogenheit und Eigennutz, Werte, die ja nie wirklich aus der Mode kommen.

R King Vidor B Ayn Rand V Ayn Rand K Robert Burks M Max Steiner A Edward Carrere S David Weisbart P Henry Blanke D Gary Cooper, Patricia Neal, Raymond Massey, Kent Smith, Robert Douglas | USA | 114 min | 1:1,37 | sw | 2. Juli 1949

21.6.49

Kind Hearts and Coronets (Robert Hamer, 1949)

Adel verpflichtet

Die Aristokratie hat das Überleben bis in die Gegenwart neben ihrem eigennützigen Beharrungsvermögen vermutlich vor allem dem Geschäftsinteresse der Klatschpresse und dem Zurückschrecken der meisten Menschen vor revolutionären Mordtaten zu verdanken. Louis Mazzini (Dennis Price), Held der noblen britischen Komödie »Kind Hearts and Coronets«, kennt keinerlei Skrupel vor dem Vergießen von blauem Blut. Wenn im vorliegenden Fall zweifellos auch die gerechte Empörung eines Deklassierten eine gewisse Rolle spielt, steht doch (darin verhält er sich gut adlig) der persönliche Vorteil des Täters im Vordergrund – immerhin geht es um eine ehrwürdige Herzogskrone. Alec Guinness spielt sämtliche Mitglieder der vornehmen Familie d’Ascoyne, die im Verlauf der liebenswürdigen Erzählung gewaltsam in die Ewigkeit abberufen werden, um Platz für den ambitionierten Aufsteiger zu machen. »Howe’er it be, it seems to me / ’Tis only noble to be good.«

R Robert Hamer B Robert Hamer, John Dighton V Roy Horniman K Douglas Slocombe M Ernest Irving A William Kellner S Peter Tanner P Michael Balcon D Dennis Price, Alec Guiness, Valerie Hobson, Joan Greenwood, John Penrose | UK | 106 min | 1:1,37 | sw | 21. Juni 1949

16.6.49

Whisky Galore! (Alexander Mackendrick, 1949)

Freut euch des Lebens

»Some men were born two drinks below par.« Mitten im Krieg, im Jahre 1943, trifft eine unfaßbare Katastrophe die abgelegene Hebriden-Insel Todday (»hundred miles from the nearest cinema or dancehall«); es handelt sich weder um eine Hungersnot noch um eine Pestepidemie, nicht um Hitlers Bomben oder die Horden einer Invasionsarmee – die Heimsuchung des schottischen Eilands ist viel, viel schlimmer. Eines Tages verkündet der Wirt des Pubs: »There is no whisky.« Das Wasser des Lebens ist versiegt. Jede Daseinfreude erlischt. Manch einer legt sich umgehend aufs Sterbebett. Wo aber Verzweiflung ist, wächst das Tröstende auch: Im Nebel läuft vor der Küste von Todday die ›Cabinet Minister‹ auf Grund; der Frachter hat 50.000 Kisten Whisky geladen. Die frohe Aussicht auf geistige Erlösung läßt den Lebensmut der Notleidenden wieder erwachen, doch Captain Waggett (Basil Radford), der ehrpusselige Kommandant der örtlichen Home Guard, ein Festländer, noch dazu ein Engländer, versucht mit allen Mitteln, die Plünderung des gestrandeten Schiffes zu verhindern. Es beginnt ein wechselvolles Katz-und-Maus-Spiel zwischen den durstigen Inselbewohnern und dem trockenen Hüter einer äußeren Ordnung. Die verschworene Gemeinschaft, seit jeher geübt im Umgang mit höheren Gewalten, triumphiert glanzvoll über den »langen Arm des Gesetzes«, der sich hilflos in den eigenen Griffen verfängt. Alexander Mackendrick inszeniert die (auf einer wahren Begebenheit beruhende) Erzählung von Compton Mackenzie mit herzhaftem Lokalkolorit und tiefer Sympathie für die knorrigen Insulaner, in deren rauhem Wesen Gottesfurcht und Insubordination eine überaus glückliche Verbindung eingehen.

R Alexander Mackendrick B Compton Mackenzie, Angus MacPhail V Compton Mackenzie K Gerald Gibbs M Ernest Irving A Jim Morahan S Joseph Sterling, Charles Crichton P Michael Balcon D Basil Radford, Bruce Seton, Joan Greenwood, Gordon Jackson, James Robertson Justice | UK | 82 min | 1:1,37 | sw | 16. Juni 1949

# 906 | 11. September 2014

26.4.49

Passport to Pimlico (Henry Cornelius, 1949)

Blockade in London

»We’ll show’em! … Only what?« Im heißen Sommer des Jahres 1947 detoniert im Londoner Stadtteil Pimlico ein Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg. Die Explosion erschließt den Zugang zu einer unterirdischen Schatzkammer. Dort findet sich ein jahrhundertealtes Dokument, das die Gegend von Miramont Place zum exterritorialen Gebiet und Besitz des einst aus seiner Heimat vertriebenen letzten Herzogs von Burgund erklärt. Unter dem Motto »This is Burgundy!« pfeifen die Bewohner der Viertels fürderhin auf gesetzliche Rationierungen von Lebensmitteln und Seidenblusen sowie auf die abendliche Sperrstunde im Pub. Dem örtlichen Bobby fällt es wie Schuppen von den Augen: »Blimey! I’m a foreigner!« Regisseur Henry Cornelius und Autor T. E. B. Clarke schildern in ihrer liebenswürdig-spleenigen Zwergstaatskomödie den zähen Kleinkrieg zwischen den verknöcherten britischen Amtsträgern in Whitehall und den stolzen Abtrünnigen, über die zunächst eine Flut windiger Geschäftemacher hereinbricht, bevor sie seitens der britischen Ordnungsmacht mit einer strikten Blockade belegt werden. Angeführt vom burgundischen Prätendenten, dessen Anrechte von einer schrulligen Historikerin (Margaret Rutherford) bestätigt wurden, sowie von einem zum Premierminister avancierten Gemischtwarenhändler (Stanley Holloway) widerstehen die gewitzten Eingeschlossenen der Belagerung: »Plucky little Burgundy!« Parallelen zur zeitgleich stattfindenden Abriegelung Westberlins durch die Sowjets drängen sich auf, und tatsächlich werden auch die tapferen Bürger von Burgund-Pimlico schon bald durch eine Luftbrücke versorgt … Ein ironisch-paradoxes Hohelied auf Souveränität und Widerstandsgeist, auf eine Gemeinschaft, deren höchstes Gut der brüderliche Eigensinn ist: »It’s just because we are English, that we’re sticking out for our right to be Burgundians.«

R Henry Cornelius B T. E. B. Clarke K Lionel Banes M Georges Auric A Roy Oxley S Michael Truman P Michael Balcon D Stanley Holloway, Betty Warren, Paul Dupuis, Margaret Rutherford, Philip Stainton | UK | 84 min | 1:1,37 | sw | 26. April 1949

# 909 | 14. September 2014

21.2.49

The Small Back Room (Michael Powell & Emeric Pressburger, 1949)

Experten aus dem Hinterzimmer 

London, Frühjahr 1943: In der schier endlosen Nacht des Blackouts machen sich Experten Gedanken darüber, wie der (mittlerweile totale) Krieg zu gewinnen sei. Einer von ihnen ist Sammy Rice (David Farrar), ein brillanter Bombenfachmann (gehandicapt allerdings durch ein schmerzendes künstliches Bein und den destruktiven Hang zum Alkohol), der nicht nur an Sprengkörpern (oder deren Entschärfung) laboriert sondern auch am zermürbenden Gezänk zwischen Technologen und starrköpfigen (oder schlicht inkompetenten) Beamten der Kriegsbürokratie. Sammys aus beruflicher Frustration und physischem Defizit entspringende aggressive Larmoyanz lähmt seine Ambition und stellt die Beziehung zu seiner engagierten Freundin Susan (Kathleen Byron) in Frage … Nach den eskapistischen Technicolor-Eruptionen von »The Red Shoes« gestalten Powell und Pressburger ein hermetisch-finsteres Schwarzweiß-Drama vor realistischem Hintergrund (eine surreale Sequenz mit ins Gigantische wachsenden Whiskyflaschen und boshaft tickenden Uhren erinnert gleichwohl an die visuellen Exzentrizitäten des Ballett-Films) – die Lichtlosigkeit der nächtlich-bedrückenden Innenräume wird nur zweimal aufgebrochen: zum ersten Mal anläßlich eines Waffentests bei den Megalithen von Stonehenge (!), dann noch einmal, am Ende des Films, wenn Sammy im weißen Kies von Chesil Beach, unter ziehenden Wolken und kreisenden Möwen, eine deutsche Sprengfalle unbekannten Typs unschädlich machen muß. In der Auseinandersetzung mit dem heimtückischen Explosivkörper sieht der (in mehrfacher Hinsicht) gefährdete Held wohl auch dem eigenen Zerstörungsmechanismus ins Auge …

R Michael Powell, Emeric Pressburger B Michael Powell, Emeric Pressburger V Nigel Balchin K Christopher Challis M Brian Easdale A Hein Heckroth S Clifford Turner P Michael Powell, Emeric Pressburger D David Farrar, Kathleen Byron, Jack Hawkins, Leslie Banks, Michael Gough | UK | 106 min | 1:1,37 | sw | 21. Februar 1949

26.1.49

The Passionate Friends (David Lean, 1949)

Die große Leidenschaft

»Should old acquaintance be forgot …« Mit »The Passionate Friends« transponiert David Lean sein in der Provinz angesiedeltes Mittelklasse-Melodram »Brief Encounter« gleichsam in großstädtisch-kosmopolitisches Ambiente. Mary (Ann Todd), ansprüchlich und ein wenig preziös, will alles: die Sekurität und das Vermögen ihres älteren Banker-Gatten Howard (Claude Rains) sowie Vitalität und Leidenschaft des idealistischen Biologen Steven (Trevor Howard), der die attraktive Frau schon tief verehrte, bevor sie den distanzierten Geldmann ehelichte. In einer effektvollen Rückblendenkonstruktion, die das sorglos-elegante Londoner Leben des letzten Friedensjahres mit dem ersten Nachkriegsurlaub der Protagonisten in den romantischen Schweizer Alpen verbindet, bringt die Erzählung die divergierenden Seiten des emotionalen Dreiecks gegeneinander in Stellung – wobei Marys selbstüberzeugte Autonomie sich schließlich als ebenso brüchige Charaktermaske erweist wie Howards kalte Beherrschtheit. Bei aller Raffinesse der Inszenierung – insbesondere der noirisch angehauchten Lichtregie und der stellenweise beinahe expressiven Kadrierungen (Kamera: Guy Green) – bleibt Lean mit seinem Gefühlsroman aus der Oberschicht in jenen (freilich feingewebten) Genremustern befangen, die er wenige Jahre zuvor mit der Chronik einer kurzen Begegnung gewöhnlicher Liebender (durch sensible Milieuzeichnung und psychologische Verfeinerung) so eindrucksvoll unterlaufen hatte.

R David Lean B Eric Ambler V H.G. Wells K Guy Green M Richard Addinsell A John Bryan S Geoffrey Foot P Ronald Neame D Ann Todd, Claude Rains, Trevor Howard, Betty Ann Davis, Isabel Dean | UK | 89 min | 1:1,37 | sw | 26. Januar 1949

20.1.49

A Letter to Three Wives (Joseph L. Mankiewicz, 1949)

Ein Brief an drei Frauen

»Why is it that sooner or later no matter what we talk about ... we wind up talking about Addie Ross?« Die Geschichte(n) dreier Freundinnen in einer amerikanischen Provinzstadt. Eigentlich waren sie zu viert. Doch Addie Ross ist fortgegangen. Zuvor hat sie einen Abschiedsbrief geschrieben, an Rita, Lora Mae und Deborah, einen Brief, in dem sie ihren »very dearest friends« mitteilt, sie habe, als sie die Stadt verließ, ein Andenken mitgenommen: einen ihrer Ehemänner. Welcher ist es? George, der Schullehrer, dessen Gattin Karriere als Autorin von radio soap operas machte? Porter, der wohlhabende Kaufhausbesitzer, der eine zielstrebige Angestellten heiratete? Brad, der ehemalige Navy-Offizier, der ein Mitglied der weiblichen Hilfstruppe als Ehefrau mit nach Hause nahm? Eine sonnabendliche Bootsfahrt lang haben die Empfängerinnen des Briefes Zeit nachzudenken: über ihre privaten und gesellschaftlichen Beziehungen, über Wünsche und Ängste, über die Liebe und das Leben. Die süffisante Gesellschaftskomödie, die Joseph L. Mankiewicz in drei Rückblenden entbreitet, zeigt die latente Gefährdung einer geordnet-behaglichen Welt: Das Gewohnte, das Vertraute, das sicher Geglaubte ist längst nicht so selbstverständlich, wie es scheint; die Möglichkeit des Verlustes steht immer im Raum, so unsichtbar, so beunruhigend wie die abwesende und doch allgegenwärtige Addie Ross. »I wonder if she knows how much we do talk about her, what we say and how we feel about her.« – »I know. Believe me, I do.«

R Joseph L. Mankiewicz B Joseph L. Mankiewicz, Vera Caspary V John Klempner K Arthur Miller M Alfred Newman A Lyle Wheeler, J. Russell Spencer S J. Watson Webb Jr. P Sol C. Siegel D Jeanne Craine, Ann Sothern, Linda Darnell, Kirk Douglas, Paul Douglas, Thelma Ritter | USA | 103 min | 1:1,37 | sw | 20. Januar 1949

# 991 | 12. März 2016

19.1.49

Une si jolie petite plage (Yves Allégret, 1949)

Ein hübscher kleiner Strand

Ein kleiner Flecken am Meer, ein verlassener Strand im Winter, ein schwarzes Melodram unter endlosem Regen. Ein junger Mann (Gérard Philipe), einsam und unendlich traurig, kommt zur Unzeit (»En été, c’est une si jolie petite plage.«) als Gast in den tristen Badeort. (Ist es eine Flucht? Ist es eine Rückkehr? Oder beides?) Er sucht Ruhe und Vergessen, findet jedoch nichts als Trübsinn und quälende Erinnerungen. Nach und nach, in flüchtigen Blicken und beiläufigen Dialogen, durch alltägliche Geräusche und ein schmalziges Chanson, in Szenen, die wie Spiegelungen einer häßlichen Vergangenheit erscheinen, enthüllt sich die Vorgeschichte des rätselhaften Besuchers: Da sind ein geschundener Waisenjunge und der Glaube an einen Ausweg, eine schöne Frau und das trügerische Versprechen auf Glück, und da ist – ein Mord. Yves Allégrets Film über die Nachsaison des Lebens, ein dunkles Glanzstück des poetischen Pessimismus (von Henri Alekan erlesen in schwermütigstem Schwarzweiß fotografiert), macht nur wenig Hoffnung auf ein besseres Morgen und erlaubt (fast) keine Illusionen über das Wesen der Menschen: Im großen und ganzen sind sie alle so gemein wie die Hotelwirtin, die sich für ihr lausiges Städtchen ein Tuberkulose-Sanatorium wünscht – denn die Schwindsucht ist (wie übrigens die Bosheit) eine Krankheit, die dauert …

R Yves Allégret B Jacques Sigurd K Henri Alekan M Maurice Thiriet A Maurice Colasson S Léonide Azar P Emile Darbon, Raymond Borderie D Madeleine Robinson, Gérard Philipe, Jean Servais, Jane Marken, Julien Carette | F | 91 min | 1:1,37 | sw | 19. Januar 1949

Nachtwache (Harald Braun, 1949)

»Will Satan mich verschlingen, / so laß die Englein singen: / ›Dies Kind soll unverletzet sein.‹« Wenige Jahre nach dem Krieg treffen in der fiktiven deutschen Kleinstadt Burg(!)dorf(!) vier noch einmal Davongekommene aufeinander: eine nach dem Bombentod ihres Kindes vom Glauben abgefallene Ärztin (patent: Luise Ullrich), ihr früherer Geliebter, ein desillusionierter Schauspieler (rabiat: René Deltgen), ein protestantischer Pastor (leutselig: Hans Nielsen), ein katholischer Kaplan (teilnehmend: Dieter Borsche). Angesichts der kürzlich erlebten historisch-moralischen Katastrophe drängen sich Sinn-, Schuld- und Zweifelsfragen auf, deren Verhandlung jedoch – wie üblich in jenen Jahren – weitgehend privat (und damit paradoxerweise abstrakt) bleibt. »Gott spricht, auch wenn er schweigt«, heißt es einmal im Dialog. In »Nachtwache« wird nicht geschwiegen, ganz im Gegenteil: es wird pausenlos in hohen bis höchsten Tönen gesprochen, dabei jedoch kaum etwas Greifbares gesagt … Harald Braun, der sein symbolbefrachtetes Seelen- und Erbauungsdrama schattenreich-düster wie einen film noir inszeniert und einige Hiobsbotschaften für seine Figuren bereithält, redet keineswegs dem Nihilismus das Wort: Am Ende wird in der Finsternis ein ewiges Licht entzündet und den Skeptikern (auf der Leinwand und im Publikum) dringend empfohlen, sich ins himmlisch-unbegreifliche Geschick zu fügen. Als Film ist »Nachtwache« streckenweise eine Art göttliche Prüfung, als Zeitdokument hingegen sehr aufschlußreich.

R Harald Braun B Harald Braun, Paul Alverdes K Franz Koch, Josef Illig M Mark Lothar A Walter Haag S Fritz Stapenhorst P Harald Braun, Hans Abich, Rolf Thiele D Luise Ullrich, Hans Nielsen, René Deltgen, Dieter Borsche, Käte Haack | D (W) | 110 min | 1:1,37 | sw | 19. Januar 1949