23.4.64

Wartezimmer zum Jenseits (Alfred Vohrer, 1964)

Ein kühler, trister, fast schwermütiger Sonderling, dieser seltsam schöne Alfred-Vohrer-Film, ein leicht verschnittenes Krimi-Couture-Stück, weggehängt und vergessen zwischen geläufiger Wallace-Stangenware. James Hadley Chase lieferte die Vorlage: Es geht um ein Erpressersyndikat, das reichen Herren gegen Bezahlung das Leben läßt; Hildegard Knef spielt die unendlich traurige Organisatorin des Terrors, weltweit unterwegs im Auftrag eines gelähmten Hintermannes (erbarmungslos: Richard Münch), der als hochgeschätzter Marchese in einem Traumschloß an der Adria residiert; ein junger Mann (resolut: Götz George), dessen Onkel Opfer der Verbrecher wurde, will den Laden aufmischen … Es sind die Ultrascope-Bilder von ungerührter Klarheit (Kamera: Bruno Mondi), die melancholischen Klavierkaskaden (Musik: Martin Böttcher), die alabasterglänzenden Unterwelten (Bauten: Mathias Matthies & Ellen Schmidt), die dieses Ballett des Mißtrauens und des Verrats, diesen Thriller, der cool an der Grenze von rauhem Spät-Noir und barocker Mabuse-Phantastik wandelt, über den (deutschen) Genre-Durchschnitt heben – aber es ist die nicht erzählte Liebesgeschichte zwischen einer müden Frau und einem draufgängerischen Grünschnabel, die im Gedächtnis bleibt.

R Alfred Vohrer B Eberhard Keindorff, Johanna Sibelius V James Hadley Chase K Bruno Mondi M Martin Böttcher A Mathias Matthies, Ellen Schmidt S Hermann Haller P Horst Wendlandt D Hildegard Knef, Götz George, Richard Münch, Pinkas Braun, Klaus Kinski | BRD | 90 min | 1:2,35 | sw | 23. April 1964

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